Seidenhühner – Die flauschigen Hüpfer

Ihre Federn sind vergleichbar mit einem Fell, die Haut ist schwarzblau und an den Füssen haben sie fünf Zehen. Es gibt wohl keine andere Hühnerrasse die mehr Besonderheiten aufweist als die Seidenhühner.
Hier kommt eine Legende.
Autor: Fabienne Schenkel

Das Seidenhuhn verdankt seinen Namen der eigenartigen Federstruktur, welche eher an ein Fell als an ein Gefieder erinnert. Dies liegt daran, dass den Konturfedern die Hakenstrahlen an den Nebenästen fehlen, welche die Feder normalerweise zu einer zusammenhängenden Fläche verbindet. Es gibt die Vermutung, dass die veränderte Federstruktur auf eine Verlustmutation zurückzuführen ist. Eine weitere Theorie geht von einer sogenannten atavistischen Erscheinung aus. Das heisst es handelt sich um das Wiederauftauchen einer früheren Entwicklungsstufe auf dem Weg vom Reptil zum flugfähigen Vogel. Der Verlust der Häkchen an den Schäften und Fahnen der Federn könnte auch von einer plötzlichen Mutation herrühren und auf dem Weg der künstlichen Zuchtauslese gefestigt worden sein. Belegen kann man bis zum heutigen Zeitpunkt keine der drei Theorien. Man kann jedoch mit Sicherheit sagen, dass es sich um ein rezessiv vererbtes Merkmal handelt. Das heisst, dass es bei Kreuzungen mit anderen Rassen zu Nachwuchs mit beiden Gefiedertypen kommt.

Hier kommt eine Legende.

Seidenhühner stellen unter den Hühnerrassen etwas ganz Besonderes dar. Sie blicken auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. So gibt es viele Belege über die Seidenfiedrigkeit und die Vorfahren der Seidenhühner, dennoch bleibt ihr Ursprung wohl immer ein kleines Geheimnis. Schon 350 vor Christus erwähnte Aristoteles Hühner mit einer Seidenfiedrigkeit. Der venezianische Kaufmann und Reiseschriftsteller Marco Polo berichtete im Jahre 1292 nach seiner Reise in die Mongolei und nach China von schwarzen, katzenhaar ähnlichen Hühnern. Später beschrieb der Schweizer Naturforscher und Schriftsteller Conrad Gessner in seinem um 1555 erschienenen Vogelbuch «schneeweisse Wollhühner» mit schwarzer Haut, die in China bekannt seien. Eine andere Aufzeichnung von 1793 verweist auf das Vorkommen des Seidenhuhns in Holland, Westfalen und Burgund. Ebenso sollen im Mittelalter Seidenhühnern ahnungslosen Käufern als Kreuzung zwischen Kaninchen und Hühnern angeboten worden sein. Diese frühen Hinweise haben eines gemeinsam, sie beschreiben sowohl die Federstruktur wie auch die für Seidenhühner typisch schwarze Färbung der Haut. Dennoch kann es sich hier nur um Vorläufer der heutigen Seidenhühner handeln. Denn bei keiner Überlieferung gibt es Hinweise auf einen Schopf, die Fünfzehigkeit oder den Walnusskamm. Alles auffällige Merkmale der heutigen Seidenhühner, welche zweifellos einen Unterschied zum Ursprungshuhn darstellen und wohl erwähnt worden wären. Zudem lassen die jüngsten molekulargenetischen Analysen darauf schliessen, dass die heute schopftragenden Seidenhühner ihren Ursprung in einer Wildhuhnart aus dem Himalaja und der Mongolei haben, die vor 4000 Jahren domestiziert worden war. Wie auch immer, die heutigen Seidenhühner sind in der Schweiz seit 1880 bekannt und aus dem Kreis der beliebten und bekannten Hühnerrassen nicht mehr wegzudenken.

Typisch für die Seidenhühner ist die deutlich erkennbare bläulich bis schwarze Färbung der Haut und der Kopfanhängseln. Auch das Fleisch, die Innereien und sogar das Skelett dieser Tiere sind sehr stark pigmentiert. Trotz der ungewöhnlichen Farbe unterscheidet sich das Fleisch der Seidenhühner in Struktur und Geschmack nicht von normalem Hühnerfleisch. In China schreibt man der starken Pigmentierung noch heute eine heilkräftige Wirkung zu und verarbeitet vor allem Fleisch und Knochen des Seidenhuhns zu Arzneien gegen alle möglichen Leiden. 1958 gründeten die Chinesen in der Nähe von Peking eine Zuchtfarm, in welcher jährlich über 20 000 Seidenhühner ausschliesslich für medizinische Zwecke ausgebrütet werden. Mittlerweile gilt das schwarz- knochige Huhn auch als Wundermittel gegen Potenzstörungen. Auch wenn dies äusserst fraglich ist, könnte es helfen die Hauptopfer des Potenzkultes, nämlich die Nashörner, vor der sinnlosen Tötungen und damit vor dem Aussterben zu bewahren.

Der äusserst hartnäckige Bruttrieb (das Glucken) des Seidenhuhnes wird oft als lästig empfunden, kann aber auch sehr nützlich sein. Als es noch keine Brutapparate gab, verwendeten Hühner-, Fasanen-, Rebhuhn-, und Entenzüchter die Seidenhühner als natürlichen «Leihmütter». Als gute und zuverlässige Brüter legen Seidenhühner zirka 80 Eier pro Jahr mit einem Gewicht von durchschnittlich 40 g. Bei den Zwerg- Seidenhühner können es bis zu 120 Eier sein.

Hier kommt eine Legende.

Anders als ihr künstlich wirkendes Äusseres vermuten lässt, ist diese Rasse sehr kräftig, vital und unempfindlich gegen Kälte und dergleichen. Dies macht sie für die Zucht und Haltung eher einfach. Jedoch mögen sie den Regen wegen ihrer Seidenfiedrigkeit eher weniger. Mit ihrer ruhigen und zutraulichen Art eignen sich Seidenhühner gut für Kinder und Menschen, welche gerne Kontakt mit ihren Haustieren haben. Auch das ausgeprägte Sozialverhalten spricht für diese Rasse.  Seidenhühner lassen sich sehr einfach handzahm machen. Aufgrund ihrer geringen Körpergrösse benötigen die «Wollhühner» keinen grossen Auslauf. Da sie durch ihre Seidenfiedrigkeit fast flugunfähig sind, lassen sie sich problemlos im Garten halten. Eine niedrige Hecke reicht aus, um die flauschigen Tiere in ihrem Gehege zu halten. Sie schlafen eher nicht auf Stangen, sondern am Boden. Wichtig ist daher ein entsprechend eingerichteten Stalles, der trocken und vor allem Zugluftfrei ist.

Wo Hühner für gewöhnlich vier Zehen haben, hat das Seidenhuhn deren fünf. Die fünfte Zehe steht leicht nach oben und hat keinen Kontakt zum Boden. Zwischen der Hinterzehe und der fünften Zehe sollte möglichst wenig Zwischenhaut sein. Ein schwärzlich blauer Walnusskamm, in der Mitte mit einer Querfalte durchzogen, ziert den kleinen gerundeten Kopf des Seidenhuhns. Ebenso besitzt das Seidenhuhn einen mittelgrossen Schopf mit nach hinten liegenden Federn. Die Ohrscheiben sind klein und in einer Mischung aus blau und perlmutt gefärbt. Es gibt Seidenhühner sowohl mit als auch ohne Bart. Die schwärzlich blauen Kehllappen sind rund und fein im Gewebe. Bei den Bärtigen allerdings wenig entwickelt und vom Bart verdeckt.

Die gedrungene, abgerundete Würfelform mit leicht ansteigender Rückenlinie und knapp mittelhoher Stellung ist bezeichnend für die wuscheligen Seidenhühner. Das Seidengefieder muss voll entwickelt, flaumreich und weich sein darunter schimmert die schwärzlich blaue Haut hervor. Bei den gesperberten ist die Haut weiss mit mehr oder weniger blauem Anflug, da die intensiv schwärzlich blaue Pigmentierung fehlt. Die Flügel sind kurz und werden waagerecht getragen. Der innere Teil, etwa zwei Drittel an Hand- und Armschwingen, sollte in den Federfahnen geschlossen, bis zu einem Drittel nach dem Ende hin zerschlissen sein. Von den Aussenfahnen können einige Strähnen lose herabhängen. Der Schwanz ist voll und wird angehoben getragen; die Steuerfedern und Hauptsicheln werden zum Grund hin mit geschlossenen Federfahnen, nach dem Ende hin möglichst zerschlissen. Der Schwanz ist mit flaumreichen Federn gefüllt. Der Hals ist kurz und voll befiedert, während die Schultern eher breit sind und etwas hervortreten.

Es gibt sie in den verschiedensten Farbvariationen und die Palette an Farben wird immer weiter erweitert. Die gängigen Gefiederfarben sind weiß, schwarz, perlgrau, silber- wildfarbig, wildfarbig, rot, blau oder gesperbert. Ganz besonders selten sind die blauen Seidenhühner. Der Hauptfarbenschlag ist weiss.

Seidenhühner
Die Seidenhühner gibt es nachweislich seit 700 Jahren und sie sind auch in Europa schon lange beheimatet. Japanische Seidenhühner oder «Neger Seidenhuhn» dürfte die Ausgangsrasse unsers heutigen Types sein. Die Seidenhühner gibt es mit oder ohne Bart. Das Seidenhuhn ist in China als Wu Gu Ji bekannt, das bedeutet übersetzt so viel wie Krähen- oder Schwarzknochenfusshuhn

Steckbrief:
Gewicht Hahn: 1,4 – 1,7 kg
Gewicht Henne: 1,1 – 1,4 kg
Bruteiergeweicht: 40 Gramm
Eierfarbe: hellbraun
Legeleistung pro Jahr: 80 Eier
Zwerg Seidenhühner
In Holland erfolgte die Verzwergung der Seidenhühner die es ohne sowie auch mit Bart gibt.

Steckbrief:
Gewicht Hahn: 600 Gramm
Gewicht Henne: 500 Gramm
Bruteiergeweicht: 28 Gramm
Eierfarbe: weiss bis cremefarbig
Legeleistung pro Jahr: 120 Eier
Siamesische Zwerg-Seidenhühner
Das weisshäutige Seidenhuhn welches in der reinen Form nicht mehr existiert. Diese Rasse wurde Ende des 20. Jahrhunderts in Deutschland anhand von Literaturangaben aus der Zeit um 1900 wieder erzüchtet. Die Unterscheidung ist die Hautfarbe. «Japanische Seidenhühner» (dunkelhäutig) und «Siamesische Seidenhühner» (hellhäutig).
 
Steckbrief:
Gewicht Hahn: 600 Gramm
Gewicht Henne: 500 Gramm
Bruteiergeweicht: 28 Gramm
Eierfarbe: weiss bis cremefarbig
Legeleistung pro Jahr: 100 Eier

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