Haben Hühner den Durchblick?

Wir Menschen haben ein Sehvermögen von mehreren hundert, ja sogar tausend Metern und dies erst noch in Farbe. Aber wie sieht das eigentlich bei den Hühnern aus? Oder anders gefragt wie sieht den ein Huhn seine Umgebung?
Hier kommt eine Legende.
Autor: Fabienne Schenkel

Man könnte sagen sämtliche Hühner seien kurzsichtig, da sie nur auf kurze Distanz gut sehen. Gegenstände welche in einem Radius von etwa fünf Metern stehen werden eindeutig und farbig erkannt. Wobei das Farbsehen in den Bereichen rot- gelb am besten, in blau- violett am schlechtesten ist, letztere entspricht nur etwa einem Siebtel der menschlichen Farbempfindlichkeit. Merkwürdigerweise reagieren Küken auf Blau nicht anders as auf Rot, während Erwachsene Hühner in bestimmten Tests eindeutig rotgefärbte Körner bevorzugen. Da die Augen vornehmlich für den Nahbereich geeignet sind nehmen Hühner alles, was mehr als 50 Meter weit entfernt ist kaum mehr wahr. Dies mag auch der Grund sein, weshalb sie sich nur selten weiter von ihrem Stall entfernen.

Hühner laufen oft im Zick-Zack und wackeln dabei mit dem Kopf. Diese seltsam anmutende Fortbewegungsart liegt an der Position der Augen. Sie fragen sich jetzt sicher, was das Kopfwackeln mit dem Sehvermögen zu tun hat. Nun, das Huhn, und übrigens auch die meisten anderen Vögel, kann seine Augen nur wenig bewegen. Es ist ihm beim Gehen nicht möglich das sich verschiebende Bild mit Augenbewegungen auszugleichen. Deshalb nimmt es nur ein sehr verwackeltes Bild wahr. Zudem führen die seitlich am Kopf angebrachten Augen dazu, dass das binokulare Sichtbild sowie die Tiefenwahrnehmung fehlen. Ein dreidimensionales Sehen und ein Einschätzen von Entfernungen sind so unmöglich.

Ein eingebauter Kompass als sechster Sinn von Hühnern
Zusätzlich zu den fünf bekannten Sinnen, verfügen Hühner wohl über einen sechsten Sinn. Den sogenannten magnetischen Richtungssinn, welchen man lange nur den Zugvögeln zugeschrieben hat. Da man in der Evaluationsgeschichte sehr weit zurück gehen muss, um gemeinsame Vorfahren von Vögeln und Hühner zu finden, sind sich Forscher sicher, dass sich diese Fähigkeit schon ausgebildet hat, bevor die Vögel zu ziehen begannen. Demnach hat der magnetische Richtungssinn bereits den Urvögeln dabei geholfen, sich in ihrem Lebensraum zügig zwischen ihrem Nest, dem Schlafplatz und den Nahrungs- sowie Wasserquellen zu bewegen.

Um also einen Gegenstand fixieren zu können, bedient sich das Huhn seines Kopfes: Nach jedem Schritt wendet es den Kopf und verharrt, um einen fixen Punkt anzupeilen. Nur so stabilisiert sich das Bild auf der Netzhaut. In einfachen Worten ausgedruckt schaut das Huhn abwechselnd mit dem rechten und dem linken Auge und fügt dann die beiden Bilder im Kopf zusammen. Würden die Hühner dies nicht tun, würde ihnen womöglich schwindlig werden. Dies ist bei uns Menschen vergleichbar mit dem Versuch eine Zeitung im Auto zu lesen, bei rasch vorbeiziehender Umgebung.

Das Bewegungssehen der Hühner ist besser ausgeprägt als dasjenige des Menschen. So haben Hühner die Fähigkeit, bewegliche kleine Objekte zielsicher sehen und anpicken zu können. Dies erleichtert die Futtersuche, speziell bei Würmern oder Insekten, und dürfte altes stammgeschichtliches Erbe sein. Das Hühnerauge ist auch in der Lage eine höhere Frequenz an Lichtblitzen von (über 100 pro Sekunde) als das menschliche Auge wahrzunehmen. Bei Kunstlicht mit Fluoreszenzlampen, welche viele kleine Lichtimpulse abgeben, wird das Licht nicht als kontinuierlich empfunden. Dies kann in der Folge zu grösseren Unruhen in der Herde führen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Hühner ein sehr scharfes Sehvermögen haben, welches sich aber auf Dinge und Geschehnisse in der Nähe beschränken.

Hühner verfügen auch über sogenannte Vibrationsorgane. Diese befinden sich vor allem an den Füßen, sind aber auch auf der übrigen Haut verteilt. Die Vibrationsorgane ermöglichen den Tieren Schwingungen in der Luft oder am Boden wahrzunehmen. Dadurch können Feinde auch in der Nacht rasch erkannt und ein sicherer Platz aufgesucht werden. Zudem vermutet man, dass Hühner Dank der Vibrationsorgane, fähig sind Erdbeben vorauszusagen.

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