Die Jungtierfütterung früher und heute

Früher reichte man den Küken bis zu vier verschiedene Malzeiten. Unterschiedlich zusammengesetzt und selbst gemischt. Heute gibt es Fertigfutter. Nichts desto trotz einigen Komponenten eignen sich als Leckerbissen.
Zur begehrtesten heimischen Getreideart im Hühnerfutter gehört der Weizen.
Autor: Fabian Schenkel

Früher wie heute frassen die Küken in den ersten 48 Lebensstunden kein Futter. Sie zehren von den restlichen Nährstoffen aus dem Dottersack. Doch danach ist eine ausgewogene Ernährung der Grundstein für ein erfolgreiches Wachstum. Heute beginnt man mit einem Startfutter für die Küken. Dieses enthält meist Kokzidiostatika Zusätze. So wird der Durchfallerkrankung vorgebeugt. Einen Futterzusatz der vor 60 Jahren noch nicht eingesetzt wurde. Damals mischten die meisten Halter ihr Futter noch selbst. Oft wurde das Aufzuchtfutter als nasses Weichfutter verabreicht. Angefeuchtetes Futter verdirbt schnell und daher muss es von den Tieren umgehend gefressen werden. Deshalb ist eine Verfütterung von Weichfutter am Morgen ideal damit es die Nacht über herumsteht. Früher reichte man in Ton und Emaille Gefässen dicksaure Mager- oder Buttermilch. Sie waren eine Form der Verabreichung von tierischen Eiweissen. Teilweise wurde auch Quark verfüttert, der damals jedoch in der Beschaffung teuer war. Heute könnte mit einem Quark vom Lebensmittelgeschäft den jungen Hühnern eine Freude in Form eines Desserts gemacht werden. Das heutige Futter ist jedoch ausgewogen genug, weshalb keine Zusatzfütterungen mit Quark notwendig sind. Malzkeime und Trockenhefen aus der Bierbrauerei wurden damals auch als Bestandteil des Kükenfutters verwendet. Das Malz sollte jedoch den Anteil von 10% des Futters nicht überschreiten. Einen sehr hohen Eiweissgehalt hat mit 45-50% die Trockenhefe. Deshalb wurde sie früher sehr oft als Futter verwendet. Die vielen Vitamine und Mineralien in der Trockenhefe waren einen weiteren Grund. Der hohe Eiweissgehalt lässt jedoch nur einen Futteranteil von 3-5% zu.

Heute wird für die Kükenfütterung am besten eine handelsübliche Fertigmischung verfüttert, da diese ausgewogen zusammengesetzt ist.

Die Futtermischung wird dem Alter angepasst

In den ersten sechs bis acht Wochen wird heute ein Starterfutter für Küken verabreicht. Danach wir auf ein Junghennenfutter gewechselt und kurz vor dem Legebeginn auf das Legemehl. Jede dieser Futtermischung ist heute im 25kg Futtersack erhältlich. Früher wurde ebenfalls auf eine ausgewogene Mischung geachtet. Denn nur wenn die wichtigsten Stoffe darin enthalten waren, wuchsen die Tiere erfolgreich heran. Im Buch „Die Kükenaufzucht“ beschreibt Horst Müller welche Elemente Futterbestandteile waren. Diese Rohstoffe wurden mit zunehmendem Alter der Tiere in grobkörnigerer Form verfüttert. Zu den begehrtesten heimischen Getreidearten gehört der Weizen. Der grosse Eiweissanteil und die leichte Verdaulichkeit machen es möglich, dass er uneingeschränkt verfüttert werden kann. Der Mais ist anfänglich bei den Küken nicht sehr begehrt. Doch er ist Fetthaltig und durch seine Farbstoffe sorgt er für gelbes Pigment. Dieses ist je nach Rasse gewünscht oder verpönt. Eine Futtermischung sollte aber einen Anteil von 20-25% Mais nicht überschreiten, denn sonst könnten die Tiere leicht verfetten. Der Hafer kann durch die Hühner weniger gut verdaut werden, daher ist eine Verfütterung als Schrot oder in Form von Haferflocken ratsam. Oft säte man früher den Hafer in einer Kiste an und mit Feuchtigkeit und Wärme entwickelten sich schnell die ersten Blättchen. Beim erreichen einer Pflanzenlänge von etwa 10cm erfolgte die Verfütterung. Dieses Zusatzfutter ist jedoch erst aber der dritten Lebenswoche der Küken ratsam, das sie den keimenden Hafer vorher noch nicht fressen können. Von einer zu reichlichen Fütterung ist abzusehen, da der Hafer  verstopfend wirkt. Bei der Gerste bevorzugen die Küken die weichere Sommergerte. Die Wintergerste ist der harten Schale wegen nur in geschroteter Form zu verfüttern. Als Futterelement eignet sich die Gerste für die Küken kaum. Erst für die Junghennen kann Gerste als Zusatz von maximal 25% einer Mischung in geschroteter Form beigegeben werden. Die Eiweissreichen Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen oder Wicken könnten einem Mehl beigemischt werden. Ölgebundene Samen wie Hanf, Leinen oder Raps eignen sich als Futterbestandteil weil sie Fette enthalten, welche die Küken zur Wärmebildung benötigen. Sobald bei den Küken Federn wachen sorgen die ölgebundenen Samen für ein glänzendes Gefieder.

Nicht nur das Futter sondern auch der Futtertrog ist wichtig. An einem Längstrog muss den Tieren per Gesetzt mehr Platz zur Verfügung stehen als am Rundautomat.

Heute wie Früher mögen Hühner Leckerbissen

Wenn es draussen für die Küken noch zu Kalt ist, oder Regentropfen vom Himmel fallen, mögen die Hühner eine Abwechslung im Futtertrog. Als Grünfutter schmecken den Küken, gehackte Brennnesseln oder Spinat. Die Karotten mit ihren Farbstoffen werden schon in den ersten Tagen in geraffelter Form aufgenommen. Sie sorgen für eine intensive Gefiederfarbe, Abwechslung und Vitamine im Küken Alltag. Sobald die Tage wärmer werden, freuen sich die jungen Hühnchen auf einen Spaziergang im Grünen. Dort scharren sie sofort nach fressbarem.

Genügend Platz am Fressplatz ist wichtig

Damit in einer Herde die Küken genügend Platz am Futtertrog haben sind die richtigen Futtergefässe  bereit zu stellen. Das Tierschutzgesetz schreibt den Platzbedarf bereits für Küken vor. Dabei gibt es einen grossen Unterschied zwischen dem Längstrog und dem Rundautomat. Da ein Futtertrog durch den Halter aufgefüllt wird und die Anordnung der Tiere nebeneinander ist, braucht ein Tier mehr Platz an einem Längstrog. Eine bessere Platznutzung ist am Rundautomaten gegeben. Der zweite positive Effekt ist das automatische Nachfüllen. Bei den Küken ist der Platzbedarf an diesen zwei unterschiedlichen Fressstellen nicht so gross. An einem Längstrog muss einer Legehenne per Gesetz 16cm Platz zur Verfügung gestellt werden, während dies beim Rundautomaten nur gerade 3cm Platz nötig sind. Egal wie gross die Herde ist, die Wahl der Fütterungsstelle ist eben so wichtig wie der Inhalt.

Der gesetzliche Mindestplatz am Futtertrog

Küken
bis Ende 10. Woche
Jungtiere
bis Ende 18. Woche
Legehennen
(bei manueller Fütterung)
Fressplatzlänge pro Tier3cm pro Tier10cm pro Tier16cm pro Tier
Rundautomat2cm pro Tier3cm pro Tier3cm pro Tier


Ein Beispiel einer früheren Futtermischung. Die Kükengrütze

Nach Horst Müller, «Die Kükenaufzucht von 1950»

Erste Mahlzeit
40% gebrochener Weizen
15% gebrochene Gerste
20% Haferflocken
20% gebrochener Mais
2% Hirse
3% Grit
 
Zweite Mahlzeit
97% zerkleinerter Weizen
3% Holzkohle oder Grit
 
Dritte Mahlzeit
30% gebrochener Weizen
30% Hirse
305 gebrochene Gerste
10% Haferflocken
 
Vierte Mahlzeit
1 Teil gekaufte Kükengrütze
1 Teil gebrochenen Weizen
1 Teil gebrochenen Mais
1 Teil Bruchreis

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