«Als erstes sind immer die Hähne wach», sagt der Volksmund, und «beim ersten Hahnenschrei» bedeutet in aller Herrgottsfrühe. Natürlich können Hähne zu jeder Tages- und Nachtzeit krähen. Da Hühner aber tagaktive Tiere sind ist das laute durchdringende «Kikeriki» am häufigsten bei Sonnenaufgang zu vernehmen. Dann nämlich, wenn der Hahn stolz seine Brust anschwellen lässt, den Kopf in die Höhe streckt und mit kräftiger Stimme sein Revier markiert. So sollen bereits frühmorgens alle Feinde mitbekommen, dass der Hahn bereit ist sein Territorium zu verteidigen. Oft hört man auch eine art Wettkrähen unter benachbarten Hähnen. Da sowohl die Tonlage wie auch die Länge des «Machtgeschreis» von Hahn zu Hahn variieren, kann sich der Zuhörer an interessanten und abwechslungsreichen Melodien erfreuen.
Bis heute veranstaltet man auch in der Schweiz Hahnenschrei- Wettkämpfe. Dabei wird nicht etwa der Hahn gesucht, welcher am lautesten oder am schönsten Krähen kann. Sondern derjenige welcher in zwei Halbzeiten zu je einer halben Stunde am meisten kräht. Der letzte grosse Sieger wurde im Mai 2010 beim 5ten Schweizer Hähnewettkrähen im Freilichtmuseum Ballenberg gekrönt. Dabei sind die Kleinen im Krähen ganz gross herausgekommen. Der Sieger, ein holländisches Zwerghuhn, krähte wohl vom Publikum angetrieben, sagenhafte vierundachtzig Mal. Natürlich muss hier auch erwähnt sein, dass mehr als ein Viertel der Teilnehmenden Hähne kein einziges Mal gekräht haben.
Bereits im Mittelalter diente der Hahnenschrei als Zeitangabe römischen Ursprungs. Möchte man allerdings nicht jeden Morgen bereits bei Sonnenaufgang geweckt werden, kann der berühmte Hahnenschrei mit Hilfe von künstlichen Lichtquellen hinausgezögert werden. Ein gut isolierter Stall bietet nicht nur Schutz gegen Kälte und Feinde, er verringert auch die Hörbarkeit der Hühnerlaute.
Bei vielen Rassen hat der Hahnenschrei noch eine zweite Bedeutung: Rivalen sollen abgeschreckt, Hennen aber in möglichst grosser Zahl angelockt werden. Lautes Krähen gehört also auch zum Imponiergehabe des bekanntlich sehr stolzen Hahns.
Hühner krähen hingegen nur selten laut, es sei denn sie werden erschreckt, wenn sich zum Beispiel eine Katze oder ein Hund nähert. Man kann aber auch beobachten, dass einzelne dominante Hennen das Krähen des Hahnes nachahmen.